Neue Publikationen der Arbeitsgruppe Wirtschaftsgeographie (Juli 2023 – Mai 2025)
01.05.2025Es gibt neue Publikationen der Arbeitsgruppe Wirtschaftsgeographie.
Geographien der Ernährung und Critical Agrarian Studies
Marit Rosol präsentiert zusammen mit Abby Landon in „Local Environment“ inklusive, multiskalare Ansätze zur Überwindung der „local trap" und zur Reform industrieller Lebensmittelsysteme („Overcoming the local trap through inclusive and multi-scalar food systems“ 2025, Local Environment).
Zusammen mit Hanna Augustin hat Marit Rosol darüber hinaus in „Beiträge kommunaler Planung für mehr Ernährungssicherheit in deutschen Städten“ (2024, Standort) ein innovatives Modell zur Analyse des Lebensmittelzugangs entwickelt, das sowohl physisch-räumliche als auch sozioökonomische Aspekte einbezieht.
Im Jahr 2024 koordinierte Sina Hardaker gemeinsam mit Peter Dannenberg von der Universität zu Köln das Themenheft „Geographien einer Weltmacht im Krisenmodus?“ für die Geographische Rundschau. In diesem Heft analysieren Sina Hardaker und Eva Sternfeld in ihrem Beitrag „Chinas Agrarpolitik und Nahrungskonsum“ die Herausforderungen der Ernährungssicherung im Kontext begrenzter landwirtschaftlicher Flächen und zunehmender geopolitischer Spannungen.
Labour Geographies
Im Bereich Labour Geographies zeigen Tatiana López und Kolleg:innen („Cloudwork als Chance für den Globalen Süden? Einkommens- und professionelle Entwicklungschancen von Online-Plattformarbeiter*innen im Übersetzungs- und Transkriptionssektor“, 2024, Standort), dass Cloudwork im Globalen Süden zwar neue Einkommenschancen eröffnet, diese jedoch häufig mit unsicheren Arbeitsbedingungen und einem hohen Anteil unbezahlter Arbeit einhergehen.
In „Rethinking labour risk in global production networks: Resilience strategies of cruise ship workers in the wake of the COVID-19 pandemic” (2023, Geoforum) untersuchen Thomas Neise, Tatiana López und Abdul Fikri Angga Reksa die Resilienzstrategien indonesischer Kreuzfahrtschiffsarbeiter:innen während der Pandemie.
Ökonomische, soziale, ökologische und räumliche Implikationen von Digitalisierung und neuen Technologien
Im 2024 erschienenen Sammelband „Geographies of the platform economy. Critical perspectives“ (Springer-Verlag) analysiert Tatiana López gemeinsam mit Kolleg:innen von der Universität zu Köln Arbeitskämpfe im Berliner Online-Lebensmittelhandel und vergleichen Managementpraktiken zwischen Quick-Commerce und traditionellem E-Commerce ("Digital Work and the Struggle for Labour Representation: The Food and Grocery Online Retail Sector in Berlin (Germany)"). In einem weiteren Kapitel („A critical perspective on the increasing power of digital platforms through the lens of conjunctural geographies“) untersucht Sina Hardaker die sich wandelnde Rolle digitaler Plattformen – wie Amazon – im Einzelhandel. Sie analysiert kritisch deren Macht als Marktgestalter und Gatekeeper.
Sina Hardaker hat zudem vier Beiträge in renommierten geographischen Fachzeitschriften veröffentlicht. Gemeinsam mit Alica Repenning beleuchtet sie in dem Artikel „The Platform Fix: Analyzing Mechanisms and Contradictions of How Digital Platforms Tackle Pending Urban-Economic Challenges“ (2024, Journal of Economic Geography) kritisch die Rolle digitaler Plattformen wie Google. Sie zeigen, dass diese Akteure zwar als Lösungsanbieter für urbane und wirtschaftliche Herausforderungen auftreten, dabei jedoch neue Abhängigkeiten erzeugen und strukturelle Ursachen ungelöst lassen.
Im Beitrag „(Retail) platform legitimation through municipal partnerships?” (2025, Digital Geography and Society) untersucht Sina Hardaker zusammen mit Alexandra Appel (IKEM Berlin) am Beispiel von eBay Deine Stadt, wie Kooperationen zwischen digitalen Plattformen und Kommunen zur Legitimation von Plattformen beitragen.
In „From Bytes to Bricks: Advocating for a Turn Toward Platform-led Infrastructuralization in Economic Geography“ (2025, Progress in Economic Geography) argumentiert Sina Hardaker darüber hinaus, dass digitale Plattformen zunehmend aktiv physische Infrastrukturen gestalten und kontrollieren – ein Wandel, der neue Formen von Machtasymmetrien und Verwundbarkeiten mit sich bringt.
Ihr vierter Beitrag „Platformizing Structural Policy Instruments? Fostering (Infrastructural) Power in the Context of Digital Free Trade Zones“ (2025, Geoforum) analysiert die Rolle des Tech-Konzerns Alibaba in Digital Free Trade Zones (DFTZ) in Malaysia. Am Beispiel Malaysias interpretiert Sina Hardaker die DFTZ als Weiterentwicklung klassischer Sonderwirtschaftszonen, in denen digitale Plattformunternehmen zunehmend infrastrukturelle Gestaltungsmacht übernehmen.
Darüber hinaus hat Sina Hardaker zusammen mit Cordula Neiberger und Thomas Wieland das Buch „Onlinehandel und Raum. Eine geographische Perspektive auf den Einzelhandel“ (2025, Springer Verlag) herausgegeben. In diesem Buch wird aus geographischer Perspektive analysiert, wie der digitale Handel traditionelle Handelsstrukturen und Raumkonzepte verändert. Außerdem werden anhand theoretischer und praktischer Ansätze die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf Städte und ländliche Regionen beleuchtet.
Kritische Perspektiven auf Infrastruktur, Raum und Governance
Im Buch „China – Geographien einer Weltmacht“ (2023, Springer Verlag), herausgegeben von Sina Hardaker und Peter Dannenberg, beleuchten knapp 50 Autor:innen aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen in Chinas Geographie, Politik, Gesellschaft und Kultur aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven.
In „Investment as Community Development? Business–Society Relations around Brazilian and Chinese Projects“ (2024, Oxford University Press) erläutern Michael Godet Sambo und Phyllis Bußler wie lokale Gemeinschaften in Mosambik brasilianische und chinesische Agrarprojekte aktiv mitgestalten, vorgegebene Entwicklungsmodelle verändern und dadurch maßgeblich über Erfolg oder Scheitern der Projekte mitentscheiden.
Rebekka Kanesu argumentiert in „Liquid Lines: Exploring the Moselle River between France, Luxembourg and Germany” (2024, Area), dass Flüsse als bewegliche und materielle Grenzräume verstanden werden sollten, die starre politische Grenzvorstellungen in Frage stellen. Die Analyse von Grenzflüssen ermöglicht eine dynamische Perspektive auf das Zusammenspiel von Territorium, Gesellschaft und Umwelt. Der Beitrag ist Teil der gemeinsam mit Vanessa Lamb und Eva McGrath herausgegebenen Sonderausgabe ‚Flüsse als Grenze‘. In ihrem einleitenden Artikel zur Sonderausgabe „Rivers as borders? Navigating in-between the tensions of water-state-society geographies” nehmen die Autorinnen eine flusszentrierte Perspektive auf Grenzen ein und diskutieren die Implikationen dieses Ansatzes für die geographische Grenzforschung.
Gemeinsam mit Rossella Alba zeigt Rebekka Kanesu zudem am Beispiel der Wasserinfrastruktur in „Working with water: a dialogue on care, infrastructure and labour“ (2024, Territory, Politics, Governance), dass die Perspektive der Sorge („care“) ein tieferes Verständnis für die vielfältigen, sowohl technischen als auch sozialen und emotionalen Arbeitsprozesse bei Betrieb, Wartung und Reparatur von Wasserinfrastrukturen ermöglicht.
Sina Hardaker untersucht in „Unfolding the relationship between regional resilience and policy instruments: the case of Brexit and enterprise zones in the UK” (2025, Local Government Studies), das Zusammenspiel von regionaler Resilienz und politischen Steuerungsinstrumenten am Beispiel britischer Enterprise Zones (EZs) im Kontext des Brexits. Die Studie stellt einerseits eine konzeptionelle Verbindung zwischen EZs und Resilienztheorien her, andererseits zeigt sie differenziert auf, wie EZs – abhängig vom Zeitpunkt ihrer Ausweisung und von zufälligen Kontextfaktoren – einen begrenzten, aber nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Bewältigung regionaler Herausforderungen leisten können.
Alle Artikel auf einem Blick (in der Reihenfolge ihres Erscheinens):
HARDAKER, S. & A. APPEL (2025): (Retail) Platform Legitimation through Municipal Partnerships? Digital Geography and Society, 8. DOI: https://doi.org/10.1016/j.diggeo.2024.100111. Open access.
HARDAKER, S. (2025): From Bytes to Bricks: Advocating for a Turn Toward Platform-led Infrastructuralization in Economic Geography. Progress in Economic Geography. DOI:
https://doi.org/10.1016/j.peg.2025.100038. Open access.
HARDAKER, S. (2025): Platformizing structural policy instruments? Fostering (infrastructural) power in the context of Digital Free Trade Zones. Geoforum, 160. DOI: https://doi.org/10.1016/j.geoforum.2025.104218. Open access.
HARDAKER, S. (2025): Unfolding the relationship between regional resilience and policy instruments: the case of Brexit and enterprise zones in the UK. Local Government Studies, 1–28. DOI: https://doi.org/10.1080/03003930.2025.2483792.
KANESU, R., LAMB, V. & E. MCGARTH (2025): Rivers as borders? Navigating in-between the tensions of water-state-society geographies. Area, 57, e70001. DOI: https://doi.org/10.1111/area.70001. Open Access.
LANDON, A. & M. ROSOL (2025): Overcoming the local trap through inclusive and multi-scalar food systems. Local Environment, 1-21. DOI: https://doi.org/10.1080/13549839.2025.2450492.
NEIBERGER, C. & HADRAKER, S. & T. WIELAND (2025): Onlinehandel und Raum. Eine geographische Perspektive auf den Einzelhandel. Berlin: Springer Spektrum. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-70185-0.
ALBA, R. & R. KANESU (2024): Working with water: a dialogue on care, infrastructure and labour. Territory, Politics, Governance, 1–17. DOI: https://doi.org/10.1080/21622671.2024.2313584. Open Access.
AUGUSTIN, H. & M. ROSOL (2024): Beiträge kommunaler Planung für mehr Ernährungssicherheit in deutschen Städten. Standort, 48, 147-155. DOI: https://doi.org/10.1007/s00548-023-00840-7. Open access.
DANNENBERG, P. & S. HARDAKER (2024): Geographien einer Weltmacht im Krisenmodus? Geographische Rundschau, 5/2024, 4-7.
FUCHS, M., LÒPEZ, T., WIEDEMANN, C., RIEDLER, T. & P. DANNENBERG (2024): Digital work and the struggle for labour representation: the food and grocery online retail sector in Berlin (Germany). In: Vale, M., Ferreira, D., Rodrigues, N. (eds.): Geographies of the platform economy. Critical perspectives. Berlin: Springer, 105-120.
HARDAKER, S. (2024): A critical perspective on the increasing power of digital platforms through the lens of conjunctural geographies. In: Vale, M., Ferreira, D., Rodrigues, N. (eds.): Geographies of the platform economy. Critical perspectives. Berlin: Springer, 75-88.
KANESU, R. (2024): Liquid Lines: Exploring the Moselle River between France, Luxembourg and Germany. Area, 1-9. DOI: https://doi.org/10.1111/area.12935. Open Access.
LÒPEZ, T., FEUERSTEIN, P., DE VERA, J., VARASCHIN, G., KARLIDAĞ, Z. & M. GRAHAM (2024): Cloudwork als Chance für den Globalen Süden? Einkommens- und professionelle Entwicklungschancen von Online-Plattformarbeiter*innen im Übersetzungs- und Transkriptionssektor. Standort, 48, 10-17. DOI: https://doi.org/10.1007/s00548-023-00904-8. Open Access.
REPENNING, A. & S. HARDAKER (2024): The Platform Fix: Analyzing Mechanisms and Contradictions of How Digital Platforms Tackle Pending Urban-Economic Challenges. Journal of Economic Geography, 25(5), 615-636. DOI: https://doi.org/10.1093/jeg/lbae015.
SAMBO, M. G. & P. BUSSLER (2024): Investment as Community Development? Business–Society Relations around Brazilian and Chinese Projects. In: Honke, J., Cezne, E., Yang, Y. (eds): Africa's Global Infrastructures: South - South Transformations in Practice. Oxford: Oxford University Press, 183-214. DOI: https://doi.org/10.1093/oso/9780197775363.003.0008. Open Access.
STERNFELD, E. & S. HARDAKER (2024): Chinas Agrarpolitik und Nahrungskonsum - Ernährungssicherheit in Zeiten globaler Krisen. Geographische Rundschau, 5/2024, 30-35.
HARDAKER, S. & P. DANNENBERG (2023): China - Geographien einer Weltmacht. Berlin: Springer. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-66560-2.
NEISE, T., LÒPEZ, T., & F. A. ANGGA REKSAAngga Reksa (2023): Rethinking labour risk in global production networks: Resilience strategies of cruise ship workers in the wake of the COVID-19 pandemic. Geoforum, 145, 103842. DOI: https://doi.org/10.1016/j.geoforum.2023.103842.